Saturday, February 25, 2006

>>Alles ist möglich wenn du mir vetraust!<<

Wie tief willst du noch sinken?
Wie lange dich selbst belügen?
Wie viele Tode noch sterben?
Wie oft dich selbst betrügen?
Ja, diese Worte sind krass, verletzend und laut.
Doch nur wenn man schreit weckt man Tote auf.
Stephan Weidner


Quelle: Markus 9, 14-29

Wer kennt sie nicht die Geschichte von dem Mann, der sein Sohn zu Jesus bringt, weil er von einem Dämon besessen ist und wer hätte es anders vermutet ... Jesus hat natürlich die Macht und verjagt ihn (den Geist).
Wenn ich die Bibel aufschlage, dann finde ich nur solche Geschichten von dem einen, der immer alles kann. Jedesmal verzweifle ich, weil ich gern so wäre wie er (wenigstens annähernd), aber immer denke ich mir bei: „Ich habe doch eh keine Chance!“.
Genau in diesem Moment schreit der Herr uns an. „Wann wollt ihr den endlich anfangen zu glauben?“ (Mark. 9, 19) Diese Worte sind hart und brutal, schließlich gehen wir doch durch den Tag beten, weinen, feiern und lachen mit Gott. Was sollen wir denn noch ändern? Außerdem weiß ich doch, dass der Herr immer bei mir ist. Doch Jesus schreit weiter „Wie lang muss ich bei euch sein, bis ihr das gelernt habt?“ (Mark. 9, 19). Mittlerweile bin ich stark demotiviert und nicht mehr sicher was ich machen soll, wenn die Antwort nicht so einfach wäre.
Schauen wir uns den Mann mit seinem Sohn an. Er kommt zu Jesus, schildert in seiner Verzweiflung den Fall. Er sagt zu ihm „Herr, ich habe meinen Sohn hergebracht damit du ihn heilst [...] Ich habe schon deine Jünger angefleht, den bösen Geist auszutreiben; aber sie konnten es nicht.“ (Mark. 9,17-18) Wie bei uns schreit der Herr ihn an. Und auch hier stellt sich die Frage „Warum?“.
Der Mann war nicht sofort bei Gott! Er hat sich erst an die Jünger gehalten. Hat gehofft, dass Menschen das Leid von ihm nehmen können. Erst als er merken muss, dass sie es nicht können, probiert er es beim Herrn. Sein Vertrauen in die, die Gott nur vertreten war größer, als in Gott selbst. So kommt es, dass er von Jesus angeschrien wird. „Wann vertraust du mir endlich? Wie oft soll ich’s dir denn noch beweisen?“. Aber er sagt mit den Worten auch „Ich hab doch nur darauf gewartet, dass du kommst, natürlich nehme ich dir dein Leid.“, denn er sprach „Bringt mir das Kind her!“ (Mark. 9,19).
Wie oft ist das nicht auch bei mir so? Wie oft habe ich meine Probleme gejagt und musste dann auf die Knie fallen, habe mir noch mehr weh getan und spürte plötzlich, dass es doch einfacher (und besser) gewesen wäre zu Gott zu gehen. Als das dann erledigt war, ging es doch auch immer gleich voran. So ist’s immer, immer wieder schlage ich mir die Knie auf, weil ich die einfachste, schnellste und einzige Lösung übersehe.

Jetzt sitze ich hier nun und grübbel über diese. Dabei fällt mir auf, dass ich doch wirklich nie ohne Schmerzen davon losgekommen bin, dass ich Jesus mehr als einmal anflehen musste mir meine Laster zu nehmen und doch ist’s nur schlimmer geworden. Auch hier fragt man sich „Warum?“. Wie vorher gibt die Geschichte eine Antwort. Es steht „Als aber der böse Geist Jesus erkannte, schüttelte er den Jungen mit fürchterlichen Krämpfen. Der stürzte zu Boden, wälzte sich hin und her, und der Schaum stand ihm vor dem Mund.“ (Mark. 9,20)
Erkennst du dich vielleicht wieder? Ist’s nicht genau so wie bei dem Jungen? Man will’s ja loswerden, den Mist und dann liegt man am Ende doch am Boden? Jesus fragt dann mich oft „Wie lang leidest du schon darunter?“ (Mark. 9,21), wie er auch den Vater fragte. Meistens wenn ich am Boden liege, werde ich nachdenklich. Alles dreht sich nur noch um das Problem an sich. Mache mir klar wie sehr ich doch leide, um am Ende in meiner Verzweiflung zu schreien: „Jesus, Herr bitte nimm mir den Mist! Wenn du kannst dann nimm es doch einfach!“.
In Markus 9, 22-23 erlebt der Mann mit seinem Sohn nichts anderes...
„Schon oft hat der böse Geist ihn versucht umzubringen. Hab doch Erbamen mit uns, wenn du kannst!“ und Jesus erwiderte verwirrt „Wenn ich kann? Alles ist möglich wenn du mir vertraust!“. (Mark. 9,22-23)
Jesus selbst wundert sich, hatte er uns nicht gerade noch angeschrien, dass wir ihm vertrauen sollen und dann sprechen wir so halbherzig unsere Fürbitte aus „Wenn du kannst?“. Genau in diesen Worten stecken soviel Zweifel. Wer sich schon mal Gedanken über das Wort „Zweifel“ gemacht hat, merkt gleich, dass zweifeln nichts mit vertrauen zu tun hat. Einen Zweifel auszusprechen zeigt doch, dass man eben nicht glaubt, dass der Andere das Gewollte kann.
Der Mann sprach weiter „Ich will dir ja vertrauen. Aber hilf mir doch, dass ich es kann!“. (Mark. 9,24) Siehst du den Unterschied zu der anderen Fürbitte. Hier bittet der Mann aus vollem Herzen Gott „Hilf mir doch!“ Hier meint er es ernst! Und Gott trieb danach den Geist aus, er kam nicht wieder. Ist es bei uns nicht auch so? Dass wir erst bis zum letzten Moment warten, bis wir wirklich Gott vertrauen. Bis wir unser Problem mit allem was es hat vor ihm niederlegen und ihn drum anflehen es zu nehmen? Und ist’s dann nicht genauso wie bei dem Mann, dass es sofort verschwindet. Das wo wir so lang für gebeten haben, verschwindet einfach nach dem letzten Gebet und wir fragen uns wieder „Warum?“
Hier in dem Text steht es. Weil wir Gott immer erst ganz zum Schluss, wenn wir merken es geht ohne ihn nicht mehr, wirklich vertrauen. Obwohl er uns schon am Anfang die Lösung entgegen schreit, er uns einen Zettel reicht wo die Lösung drauf steht.

Um zu einem Ende zu finden, möchte ich erwähnen, dass man sich keine falschen Hoffnungen machen soll, denn für Gott zu leben heißt auch Risiken einzugehen und aus dem Alten herauszutreten. Das ist meist mit Schwierigkeiten verbunden und man hat anfangs immer das Gefühl, dass man vor einer unüberwindlichen Mauer steht.
Doch auch hier ist Gott da und er versichert es uns. Als ob wir es immer noch nicht verstanden hätten, wiederholt er es nochmal, auch für den Letzten.

„Da stieß der Dämon einen furchtbaren Schrei aus, zerrte den Jungen hin und her und verließ ihn. Der Junge lag regungslos da, so dass die meisten sagten: >>Er ist tot!<<. Aber Jesus nahm seine Hand und half ihm auf.“ (Mark. 9,26-27)